Bauhaus Museum
Bauhaus Museum in Dessau, Wettbewerb 1) Leitidee Die Bauhäusler waren ihrer Zeit so weit voraus, dass sie 1919 in einer Schnapslaune beschlossen, ein nach ihren Vorstellungen streng funktionales Museums-Konzept umzusetzen und zu konservieren. Es sollte niemandem zugänglich sein und erst 100 Jahre später im Stadtpark von Dessau erstrahlen. Nur auf diese Weise glaubte man sicherstellen zu können, dass ein solch funktionales Konzept nicht dem damaligen Zeitgeist mit seinen klassischen und mehr auf Repräsentanz denn auf Funktionalität getrimmten Vorstellungen der Architektur zum Opfer fallen würde. 2) Architektonische Umsetzung Simpler, im 15 Gradwinkel geneigter Gebäudekörper in Form eines Quaders mit den Außenmaßen 30 x 90 x 13m. Vertikale Schrägstellung des Gebäudes Richtung Norden. Vorteile: • Vergrößerung der Nordfassade. Mehr Nordlicht / Museumslicht durchflutet das Gebäude • dynamische 26m Auskragung / neues Wahrzeichen der Stadt • flexibler, offener und terrassierter Grundriss 3) städtebaulicher Einfluss Der Baukörper orientiert sich axial Richtung Stadtzentrum und zur offenen Straßenflucht der Kavalierstrasse. Vorteile der Neuorientierung / horizontalen Schrägstellung: • Das Museum ist vom Stadtzentrum und der Verlängerung der Kavalierstrasse von weitem sichtbar • Die Nordfassade wird zum Schaufenster für laufende Ausstellungen • durch die Zurücksetzung des Gebäudes zur Ostseite entsteht eine interessante städtebauliche Perspektive • Öffnung des Park Richtung zukünftige Boulevard Strasse (Kavalierstrasse) • Das Museum als Solitär und eigenständiger Baukörper wiedersetzt sich der alten Blockrand Bebauung 4) Landschaftliche Konzeption / Leitidee Der bestehende Park bleibt weitestgehend unangetastet. Aktionsfeld, Schachbrett-Zone und alle Mahnmale behalten ihre Standorte. Kaum ein Baum muss dem Museum weichen. Die vertikale Schrägstellung ermöglicht auch weiterhin den Blick auf die Pflanzen des Parks. Durch das konzeptionelle „Aufschlagen“ des gelandeten Museums entsteht eine natürliche Wall-Landschaft. Vorteil: • kleine Hügel verschaffen eine neue Perspektive zur Stadt • neue Verweilmöglichkeiten für die Stadtbewohner und Besucher • im Winter kann gerodelt werden • über die Abböschungen entstehen kleine Amphitheater, die für Vorführungen jeglicher Art genutzt werden können (e.g. Bauhaus-Theaterspiele, Sommernachtskino, musikalische Abende,…) • Mittels „Landschaftskratern“ gelangt sonniges Tageslicht ins Untergeschoss • Das Museum öffnet sich mit einer Café Terrasse Richtung Süden und verbindet sich mit der Parklandschaft. 5) Konstruktion Der Quader wird umfasst von einem Raumtragwerk. Die Tragfunktion ist sichtbar und bietet Platz für die Technik und die Notfall-Treppenläufe. Vorteil des außenliegenden Tragwerkes: komplett stützenfreier Grundriss, der ein flexibles Ausstellungskonzept ermöglicht. 6) Materialität Material soll auf seine Funktion simplifiziert/reduziert werden. Es gibt, dem Bauhaus Grundgedanken folgend, keinen „Schnick-Schnack“. Es gibt keine Dekoration und keine verspielte und aufwändige Fassade. • Stahl Tragwerk • Decken aus Beton • Fenster nach außen, nur an den Stellen der Treppenläufe. Nordlicht und künstliches Licht für Ausstellungsräume. • Fassade gut gedämmt, weiß. 7) Programmatische Anordnung Alle Ausstellungsbereiche befinden sich in den oberirdischen Geschossen. Durch die Terrassierung der Ausstellungsflächen entsteht für den Besucher eine einfache Orientierung. Auch ohne Öffnung des Museums kann das EG für Abend- oder Gartenveranstaltungen genutzt werden. Die Büros, die Logistik und die Museumspädagogik befinden sich im tageslichtdurchfluteten Untergeschoss und funktionieren somit autark vom Museumsbetrieb. 8) Energiekonzept • Effektive Tageslicht Nutzung • Dicke Außenhülle dient als gute und natürliche Wärmedämmung • Kompaktheit des Gebäudekörpers (Verhältnis Außenfläche / Volumen) • das südlich geneigte 2.700 m2 Schrägdach bietet sich für Solarzellen an.